Ansiedlung von Hummeln in Nistkästen


Wie im Beitrag Hummeln in Gefahr dargestellt, leiden Hummeln in unserer intensiv genutzten Landschaft an “Wohnungsnot”. Durch vielfältige Eingriffe des Menschen in die Natur werden zahlreiche natürliche Nistmöglichkeiten zerstört. Sie sind dadurch gezwungen, ihre Nester an weniger geeigneten Plätzen oder gar in bzw. an menschlichen Behausungen zu errichten. Nur allzu oft werden diese nützlichen Insekten dann als unerwünschte Untermieter vertrieben und vernichtet.

Ein Beitrag zur Linderung dieser Wohnungsnot ist neben der Schaffung natürlicher Nistquellen das Bereitstellen von künstlichen Nisthilfen. Man kann diese Nistkästen anhand des verwendeten Baumaterials gruppieren.

Bevor wir jedoch näher auf die verschiedenen Arten von Nistkästen eingehen noch folgender wichtige Hinweis:


Hinweis


Der Umgang mit Hummeln erfordert große Sorgfalt und viel Einfühlungsvermögen. In jedem Fall muß vermieden werden, den Hummeln durch irgendwelche Maßnahmen zu schaden, und sei es auch mit der wohlwollenden Absicht, ihnen etwas vermeintlich Gutes zu tun.

Nie sollte vergessen werden, daß man hier mit Leben umgeht und durch falsches Handeln – selbst aus gutmeinender Absicht heraus – sehr schnell genau das Gegenteil erwachsen kann.

Wer Hummeln in Nistkästen ansiedelt, trägt für Sie die Verantwortung. Man überlege es sich also gut, bevor man seine erste Hummelkönigin in einen Nistkaten einquartiert. Leichfertiger Umgang mit diesen Tierchen schadet der Natur und damit uns selbst. Wer die Insekten jedoch verantwortungsvoll und mit Respekt behandelt wird sehr viel Freude mit ihnen haben und viel, viel lernen!


Nistkästen nach Baumaterial



Kästen aus Holzbeton

Eberhardt und Hans-Heinrich von Hagen haben zusammen mit der Firma Schwegler einen Nistkasten aus Holzbeton entwickelt. Dieses Material zeichnet sich insbesondere durch seine klimaausgleichenden Eigenschaften aus.


Holzbetonistkasten der Firma Schwegler
Der Kasten besteht aus dem Nistraum, dem Dach aus Holzbeton, einer Trennwand und Deckel aus Holz sowie dem Vorbau, ebenfalls aus Holzbeton. Der Nistraum wird etwa zur Hälfte mit Kleintierstreu gefüllt. Ich verwende auch gerne unbehandelte Sägespäne einer nahegelegenen Schreinerei. In dieses Material wird eine kleine Mulde gedrückt, in welche die fein verzupfte Polsterwolle gelegt wird.

Unter Bezugsquellen findet man Adressen, unter denen unbehandelte Polsterwolle zu beziehen ist. Normale Polsterwolle sollte man nicht verwenden, da sie meist gegen Mottenfraß chemisch behandelt ist. Auch Watte eignet sich nicht als Nistmaterial.


In die Einlaufröhre kann man auch noch etwas Erde einbringen, um das Ganze einem verlassenen Mäusenest noch ähnlicher zu machen. Allerdings habe ich auch ohne Erde gute Erfahrungen gemacht. Großen Hummelvölkern kann der Nistkasten bald zu eng werden, dann ist die Trennwand zu entfernen, um zusätzlichen Raum zu schaffen.


Nistkästen aus Holz


Holzbetonistkasten der Firma Schwegler


Ein hölzerner Nistkasten läßt sich sehr leicht selbst anfertigen. Man braucht dazu lediglich einige 1,5 cm dicke Bretter und etwas Dachpappe. Aus den Brettern schraubt man sich einen ewa 40 × 40 x 40 cm großen Behälter zusammen, auf dem dann das Dach befestigt wird. Das Dach sollte abnehmbar sein, damit das Nest gelegentlich kontrolliert werden kann. Außerdem ist eine Dachneigung von 3° erforderlich, damit Regen und evtl. Schnee besser abrutschen können.

Unbedingt zu beachten ist, daß die Bretter der Außenwände dicht aneinander liegen und keine Spalten aufweisen. Hier könnten ansonsten Wachsmotten eindringen und ihre Eier in das Hummelnest ablegen.

Etwa in die Mitte des Kastens wird das ca. 2 cm große Einflugloch gesägt. Vor dieses Loch wird anschließend noch ein Vorbau befestigt, der den Hummeln als Landeplatz aber auch für die Zufütterung dient. Auch dieser Vorbau sollte idealerweise mit einem Öffnungsmechanismus (Schiebetür) versehen werden. In den Kasten wird ein Pappkarton gestellt, in dem das Nistmaterial eingefüllt wird. Über die Polsterwolle wird nochmals ein kleinerer Pappkarton (23 × 23 x 23 cm) gestülpt, um das Nest vor zu starker Auskühlung zu schützen. Zwischen diesem Karton und dem Einflugloch wird abschließend die Einlaufröhre befestigt.

Zur besseren Durchlüftung des Ganzen sind sowohl der Holzkasten als auch die Pappkartons mit ca. 30 – 50 kleinen Löchern (2 mm Durchmesser) zu versehen. Als Schutz vor Eindringlingen sind diese Löcher mit Gazedraht abzudecken. Auch sollte der erste Pappkarton ca. 3-4 cm kleiner sein als der Innenraum des Kastens, da dies die Durchlüftung günstig beeinflußt.

Die Kartonklappen des ersten Kartons sollten so angeordnet sein, daß sie den Zugang zum Nest ermöglichen, dieses aber nicht erdrücken. Am besten stutzt man die inneren Klappen auf ca. 3 cm. Wer sein Meisterwerk mit Holzschutzmittel behandeln will muß dazu unbedingt ungiftige Mittel verwenden (z.B. Leinöl, Bienenwachs).

Wem der Eigenbau jedoch zu aufwändig ist – oder wer über zwei linke Daumen verfügt – der findet auch für Holznistkästen auf der Seite Bezugsquellen Adressen unter denen man fertige Kästen oder auch Bausätze erwerben kann.


Spezialnistkasten


Spezialkasten von Harry Abraham
Hummelfreund Harry Abraham entickelte 2006 einen Nistkasten aus EPS. Dieses Styropor-ähnliche Material ist wasserdicht und bietet eine gute Wärmeisolation. Durch einen “Klimaaufsatz” wird das Nestklima zusätzlich günstig beeinflußt.

Da der Nistkasten zum Teil in die Erde eingegraben wird kann die flexible Einlaufröhre bodennah angebracht werden. So ist der Nesteingang einem natürlichen Mäusenest sehr ähnlich und die Wahrscheinlichkeit einer natürliche Selbstbesiedelung ist relativ hoch.

Ausführliche Informationen zu diesem “High-Tech-Nistkasten” findet sich auf der Seite Spezialnistkasten von Harry Abraham .







Standort


Sehr wichtig für ein erfolgreiches Hummelvolk im eigenen Nistkasten ist die Auswahl des Standortes. Zum einen darf der Kasten keinesfalls in der prallen Sonne aufgestellt werden, weil das Volk im Sommer dann mit Sicherheit den Hitzetod stirbt. Andererseits sollte der Nistkasten am frühen Morgen durch ersten Sonnenstrahlen aufgewärmt werden. Dann nämlich können sich die Insekten schneller auf “Flugtemperatur” erwärmen und frühzeitig zum Sammelflug ausfliegen.

Daher stellt man den Kasten idealerweise so auf, daß die Einflugöffnung nach Osten zeigt. Zum Schutz vor Bodenfeuchtigkeit aber auch vor ungebetenen Gästen wie z.B. Ameisen stellt man den Kasten auf Ziegelsteine oder eine ähnliche Grundlage.
(Siehe hierzu auch den Beitrag Ameisensperre von Andreas Schmitt)

Ideal sind Standorte, die lediglich von der Morgensonne beschienen, dann aber von Bäumen und Sträuchern beschattet werden.

Hat man seine(n) Nistkasten gut aufgestellt, will man ihn natürlich gerne so schnell wie möglich besiedelt wissen. Was hierbei zur berücksichtigen ist kann man auf der Seite Ansiedlung von Hummeln weiterlesen.


Letzte Aktualisierung: 10.02.2008


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Die Bienen, der Imker
und der Honig…

Imkerei Alex Schlecht


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