Das Hummeljahr 2000


von Andreas Schmitt, München

Ich beschreibe das Hummeljahr 2000 von 2 Standorten, einmal aus München und einmal aus Steinbach, das ist ein kleines Dorf ca. 40 km westlich von München, in dem wir einen Garten besitzen.

München :

Hier habe ich in einem kleinen Garten 2 Kästen stehen (1x Schwegler, 1x Holz Eigenbau).

In dem Schwegler-Kasten hatte ich ein Wiesenhummelvolk (umgesetzt aus einem Meisenkasten) und im Holzkasten haust immer noch (am 10.08.2000) das Volk einer dunklen Erdhummel.



Wachsmotten:

Die sind hier relativ spät, erst in der 2. Junihälfte aufgetaucht. Ende Juni hatten die Wiesenhummeln bereits viele Königinnen und als das Nest fast nicht mehr bewohnt war fand ich hier noch Raupen der Wachsmotten. Im Juli konnte ich fast jeden Tag aus dem Erdhummelkasten Wachsmotten entfernen. Daß sich das Volk trotzdem so gut entwickelt hat verdanke ich dem Tipp von Melanie mit dem Raupenspritzmittel von Neudorff. Seit Ende Juli kann ich in dem Kasten aber keine Wachsmotten mehr entdecken. Die Dichte der Wachsmottenpopulation scheint hier in München aber wesentlich höher zu sein als in Steinbach.



Kuckuckshummeln:

Da schauts in München nicht so wild aus. Ich habe zwar welche gesehen und habe dann das Eingangsloch der beiden Kästen so verkleinert, daß die vermutlich nicht hineingekommen wären. Jedenfalls hats hier damit keine Probleme gegeben.



Trachtpflanzen:

Der Beginn war in diesem Jahr durch den warmen April und Mai recht gut. Die beiden Völker entwickelten sich sehr schnell und wurden sehr kräftig. Ab der 2-ten Julihälfte habe ich dann den Erdhummeln aber doch zugefüttert, da dann auch die Blumen und Sträucher in den Gärten (eigentlich eine sehr gute Ausgangslage) im wesentlichen verblüht waren. Zugefüttert habe ich vor allem Nektapoll, welches ich mit Zuckerlösung etwas weicher gemacht habe.

Zwischen unserer Terrasse und den Hummelkästen ist ein Stückchen Wiese mit gelbem und weißem Steinklee, Weißklee, Rotklee, einer Distel usw. In den Staudenbeeten stehen Malven und Eisenhut. Mir ist aber schon früher aufgefallen, daß die Erdhummeln in dieser Beziehung etwas merkwürdig sind. Sie gehen prinzipiell nicht an Trachtpflanzen in unmittelbarer Nähe des Kastens. Ich hab hier fast täglich zahlreiche Stein- und Ackerhummeln gesehen, aber nie meine Erdhummeln.

Dazu noch kurz folgende Geschichte : Zu meiner Schande muß ich gestehen, daß ich meine erste Gartenhummel (an einem 9. Mai in einen Kasten gesetzt), die ersten 14 Tage für eine späte Erdhummel gehalten habe. Eines Tages kam mir ihr Verhalten, aus dem Kasten heraus eine nur wenige Meter entfernte Akelei immer wieder anzufliegen, aber doch so merkwürdig vor, daß ich mir nochmal das Hagen-Buch vorknöpfte. Da war dann die Erklärung für das Erdhummel-untypische Verhalten schnell gefunden.

Mittlerweile (fast Mitte August) blüht hier in den Gärten nicht mehr besonders viel. Phlox ist für Hummeln uninteressant, aber glücklicherweise sind die Schmetterlingsträucher mit den langen blauen Blütenrispen bei vielen Gartenbesitzern sehr beliebt.

Aber seit Mitte Juli fliegen aus dem Erdhummelkasten die Königinnen und das Volk ist immer noch recht kräftig. Wenn ich den Deckel vom Kasten abnehme bin ich jedenfalls vorsichtig.




Steinbach:


Der Garten ist wesentlich größer als der in München. Hier habe ich 8 Hummelkästen. (2x Schwegler, 6x Eigenbau Holzkästen). 4 Kästen waren relativ schnell besetzt, und zwar 1x Gartenhummel, 2x Ackerhummel, 1x Steinhummel, die anderen 3 Kästen wurden eigeniniativ besetzt und zwar von Baumhummel (Schwegler), Ackerhummel (Holz) und Wiesenhummel (Holz). Den letzten Kasten hebe ich auf für den Fall, daß mir mal eine Waldhummel oder sowas unterkommt.

Eine Ackerhummelkönigin ist mir nach 3 Wochen vermutlich witterungsbedingt umgekommen.

Die Wiesen- und Gartenhummelkönigin sind leider relativ früh, als bereits kleine Völker da waren, umgekommen. Einen plausiblen Grund dafür habe ich nicht gefunden.

Sehr gut entwickelt hat sich das Steinhummelvolk mit vielen Königinnen. Ich freu mich schon auf den 20-ten April nächstes Jahr !

Wachsmotten:

Hier ist die Populationsdichte wesentlich dünner als in München. Ich habe beispielsweise bis heute im Steinhummelkasten keine Wachsmotten gefunden. (Das kann am nächsten Wochenende natürlich anders sein). In dem Steinhummelkasten habe ich aber zur Sicherheit gegen Wachsmotten gespritzt. Leider sind Wachsmotten in ein Ackerhummelvolk eingedrungen und haben großen Schaden angerichtet. Ob sich das Volk nochmal erholt bleibt abzuwarten. Da werde ich nächstes Jahr auf jeden Fall prophylaktisch Maßnahmen ergreifen.

Kuckuckshummeln:

Da schauts im Frühjahr immer sehr gefährlich aus: Felsenkuckuckshummeln, Waldkuckuckshummeln und vermutlich ‘psithyrus bohemicus’ sehe ich sehr viel. Das Baumhummelvolk (sehr kräftig entwickelt) und ein Ackerhummelvolk , ebenfalls gut entwickelt, habe ich an Kuckuckshummeln verloren. Nächstes Jahr werde ich versuchen, dem Problem mit Verengung des Einfluglochs Herr zu werden



2 Kuckuckshummeljungköniginnen im Baumhummelnest
(c) 2000 by Andreas Schmitt



Aus dem Baumhummelkasten sind bis Ende Juli ca. 30 Kuckuckshummelköniginnen geflogen. Das Nest ist jetzt leer. Die im Ackerhummelkasten sind noch nicht soweit.



Trachtpflanzen:

Zuerst mal wars natürlich prima. Nach dem Mähen der Wiesen aber war die Situation eine Zeitlang wesentlich ungünstiger als in München mit den Gärten in der Umgebung. Mittlerweile ist aber sehr viel Klee nachgewachsen, so daß sich die Situation wieder entspannt hat. Auch wenn wir natürlich viele hummelgeeignete Trachtpflanzen im Garten haben, ein Ersatz für die großflächige Versorgung ist das nicht.





Die Situation der ‘wilden’ Hummeln:

In den vergangenen Jahren hatte ich oft, so um den 20-ten April rum, in Steinbach eine wahre Steinhummelinvasion. Die blieb dieses Jahr aus. Bei meinen Spaziergängen am Bach ist dies jedoch jetzt wieder die häufigst gesehene Hummelart.

Das oberbayrische Klima im April ist oft gekennzeichnet durch viel Regen und Eiseskälte. Das hat in den letzten Jahren immer zu großen Einbrüchen vor allem bei den Ackerhummeln geführt. Ich habs oft gesehen, daß ein guter Bestand da war, und nach einer Woche hab ich dann kaum mehr welche fliegen sehen. Den Ackerhummeln hat der warme April sehr gut getan. So viele habe ich selten gesehen.

Auch die Sandhummeln, die ich letzthin bei Spaziergängen am Bach entdeckt habe kommen mir mehr vor als in den letzten Jahren.


Sandhummel; vermutlich eine DrohneSandhummel – Jungkönigin


Garten- und Wiesenhummeln, deren Zeit ja schon vorbei ist, waren reichlich vorhanden. Die Gartenhummeln reagieren auch nicht so empfindlich auf das miese Wetter im April wie die Ackerhummeln. Es scheint eine robustere Art zu sein.

Für die ‘wilden’ Hummeln jedenfalls kein schlechtes Jahr.



Andreas


Sandhummel





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